Aufschläge bald das ganze Jahr über – Hersbrucker Zeitung 19.03.2022

09. Juni 2022

Beim 1. FC Hersbruck soll im Winterhalbjahr eine Traglufthalle stehen – Tennisanlage wird mit Hochdruck auf Medenrunde vorbereitet

Während „Club“-Vorsitzender Thomas Paul und Manuel Hirsch von der gleichnamigen Tennisschule der HZ über den aktuellen Stand der Arbeiten berichten, werkeln im Hintergrund vier fleißige Geister, bringen eine frische Lage des typischen kupferroten Ziegelmehls auf den fünf Sandplätzen auf. Zwei von ihnen mussten vorher nur wieder ein bisschen auf Vordermann gebracht werden, sagt Paul, die anderen drei wurden komplett neu errichtet – nachdem sie in den vergangenen Jahren als Bikepark „zweckentfremdet“ oder gar nicht mehr genutzt wurden.

Alle Plätze bekamen in diesem Zug eine Drainage und eine app-gesteuerte Beregnungsanlage. Dazu wurden der Zaun ertüchtigt und im Herzen der Tennisanlage eine Pergola aufgestellt. Gleich daneben soll der Nachfolger des im November 2019 einer Brandstiftung zum Opfer gefallenen Tennisheims entstehen. Bislang ist hier nur der vormals sumpfige Untergrund befestigt und eine kleine Grube für die Bodenplatte ausgehoben worden. Gleich dahinter ist dann ein Sanitärcontainer geplant mit WCs und möglicherweise auch Duschgelegenheiten für die Tennis- und Rugbyfrauen, für die im ehemaligen Eintracht-Sportheim ebenfalls ein Teil der Umkleidekabinen abgetrennt wurde.
Sechs Teams am Start

Dank Zuschüssen vom Landessportverband BLSV, vom Landkreis und anderen blieb für den FC Hersbruck ein fünfstelliger Betrag, der zu stemmen sei, sagt Paul – „neben ganz, ganz viel Arbeit“. Lohnende Arbeit allerdings, seien damit doch perfekte Bedingungen geschaffen für die sechs Mannschaften, die der 1. FC Hersbruck im Sommer in die Medenrunde von der Landesliga (Herren 50, vormals Bezirksliga) bis in die verschiedenen Nordligen, die an die Stelle der Kreisklassen getreten sind, schickt. Und sicher auch ein wenig Balsam für den wehmütigen Abschiedsschmerz von den Plätzen des TC Hersbruck am Strudelbad, der wie berichtet im Herbst 2021 wie auch die Eintracht mit dem 1. FC Hersbruck zu einem Verein verschmolzen wurde.

Das Highlight der Anlage aber wird eine Traglufthalle, die es Tennisfans erlaubt, ihren Sport auch in den ansonsten witterungsbedingt spielfreien Monaten Oktober bis März auszuüben – und das mindestens für die nächsten 20 Jahre. So zumindest sieht es der Vertrag vor, den der 1. FC Hersbruck mit dem eigens dafür gegründeten Betreiber, der „Hersbrucker Sport- und Vermarktungs-GmbH“, geschlossen hat.

Die beheizte Halle überspannt vier Plätze und besteht aus einer elastischen, luftdichten und schwer entflammbaren Hülle mit einem Drahtseilgitter, die von zwei Elektromotoren aufgeblasen und angetrieben wird. Die aus mehreren Membranen bestehende Folie lässt Licht durch und heizt sogar das Innere auf, so die Außentemperaturen hoch genug sind. Betrieben wird die Anlage mit Flüssiggas.

„Ja, wir verheizen Gas für Tennis“, nimmt Manuel Hirsch, der mit seiner Tennisschule seit vielen Jahren beim TC Hersbruck – und nun nach der Verschmelzung beim „Club“ – präsent ist, mögliche Kritik vorweg. „Aber wir haben sehr darauf geachtet, es so ökologisch wie nur irgend möglich zu gestalten.“ So werde die Hallenluft zur Wärmerückgewinnung gewonnen und ausschließlich LEDs als Lichtquelle genutzt. Die Beleuchtung selbst gehe nur dann an, wenn tatsächlich jemand die Halle betritt, die Heizung erst kurz vor einem online gebuchten Termin. Und – in diesen Zeiten sicher nicht ganz unwichtig: „Das Flüssiggas kommt nicht aus Russland, sondern aus Ingolstadt oder Norddeutschland, wo es im Zuge der Erdölraffinierung anfällt“, so Hirsch.

Auch in puncto Sicherheit sei das „Hightech-Gebilde“ (Paul) auf dem modernsten Stand der Technik: Die rund zwei bis drei Tonnen schwere Hülle wird von 50 bis 60, jeweils dreieinhalb bis vier Meter tief im Boden versenkten Ankern gehalten, die an den Ecken halten laut Hirsch bis zu fünf Tonnen Zugkraft aus.

Neben den Vereinsmitgliedern, die ein Vor-Buchungsrecht und vergünstigte Konditionen bekommen, soll die Halle „allen anderen Kindern, Sportvereinen und Privatleuten“ (Hirsch) offenstehen, die gerne auch in den Wintermonaten Tennis spielen wollen. Gleiches gilt für Kommunen, die sie für spezielle Angebote in ihrem Ferienprogramm nutzen möchten.

Ebenfalls in den nächsten Monaten entsteht in der „Spitz“ hinter dem A-Platz ein Beachhand-ball- und Beachvolleyballfeld, sagt Paul – in Kooperation mit dem Turnverein und dem HC Hersbruck, die es dann im Sommer – gegen Miete – nutzen wollen: „Voraussichtlich ab Mai.“ Auch das ist eine kleine Reminiszenz an die inzwischen stillgelegte Anlage des TC am Strudelbad. Der hatte lange Jahre ebenfalls ein Feld aus fast weißem Sand, das im Sommer von den beiden (Gast-)Vereinen gerne genutzt wurde, ob zum Training oder für Turniere.
„Wohl einzigartig“

Das entspreche genau der Idee des „Geruplast-Sportparks“ des 1. FC Hersbruck, sagt der Vorsitzende – eine Anlage nicht nur für Fußball, sondern auch für andere Sportarten wie Tennis, Handball, Volleyball und nicht zuletzt Rugby. Obendrein runde sie ein echtes „Zentrum für den Ganzjahressport“ ab, das vom Jedermann-Platz am Chotieschauer Weg (mit Fußballkäfig, Basketballplatz und Skaterpark) über Dreifachturnhalle und Kletterhalle des DAV Hersbruck bis zum „Club“-Areal mit Anlagen für Tennis, vier Plätzen für Fußball und Rugby sowie der Sandgrube reicht. „Das dürfte wohl einzigartig in Bayern, vielleicht sogar in Deutschland sein“, sagt Thomas Paul.